Qualitätsentwicklung von und durch Portfolioarbeit

Oder: Wenn man nicht findet, was man sucht, und nicht sucht, was man finden könnte

Autor/innen

  • Thomas Häcker Universität Rostock

DOI:

https://doi.org/10.11576/dimawe-5487

Schlagworte:

Portfolio, Portfolioansatz, Portfoliarbeit, Lehrerbildung, Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung, Partizipation

Abstract

Portfolio und Portfolioarbeit sind seit der Jahrtausendwende viel gebrauchte Schlagworte im Bildungssektor. Sie gelten auch in der Lehrer*innenbildung national und international als Innovation. Aktuell werden Portfoliokonzepte auch vor dem Hintergrund ministerialer Vorgaben in die Lehrer*innenbildung implementiert – dies, obwohl die Forschungslage zur Arbeit mit Portfolios nach wie vor wenig belastbar ist. Wer sich aktuell oder künftig professionell mit Portfolios in der Lehrer*innenbildung befasst, muss sich früher oder später mit Fragen der Qualitätssicherung bzw. -entwicklung beschäftigen. Da sich die Portfolioarbeit selbst als Ansatzpunkt der Qualitätsentwicklung von Lehr-Lern-Settings versteht, ist zu unterscheiden zwischen Qualitäten von Portfolioarbeit und Qualitäten durch Portfolioarbeit. Während mit Qualität von Portfolioarbeit die Frage der konzeptadäquaten Umsetzung adressiert wird, geht es bei der Frage nach der Qualität durch Portfolioarbeit um Erforschung ihrer Potenziale. Beide Zugänge haben ein gemeinsames Grundproblem: die Frage, was denn eigentlich mit den Begriffen Portfolio und Portfolioarbeit gemeint ist. Hinter dem Portfolioansatz verbirgt sich ein besonderer Lern-, Denk- und Arbeitsstil. Je nachdem, welche Lesart des Grundkonzepts gewählt wird, wirkt sich das auf Fragen der Qualität von und durch Portfolioarbeit aus, d.h. auf Konzeptevaluationen bzw. die Erforschung von Potenzialen. Während Konzeptevaluationen vor der Aufgabe stehen, deduktiv Checklisten mit Orientierungspunkten und Indikatoren zu entwickeln, die versuchen, die gewählte Lesart von Portfolioarbeit so gut wie möglich abzubilden, ist die Wirkungsforschung aus methodischen Gründen auf Vereinheitlichungen angewiesen. Um die zutiefst partizipative Grundidee und die konzeptionell gewünschte Vielfalt des Portfolioansatzes nicht vorschnell einem methodologischen Reduktionismus zu opfern, indem erstens aus forschungsmethodischen Gründen die Standardisierung von Portfoliokonzepten betrieben wird bzw. zweitens die Forschung sich auf die in der programmatischen Literatur unterstellten Potenziale beschränkt, wird angeregt, Forschungsperspektiven zu erweitern. Entsprechend wird zusätzlich eine stärker explorative Erforschung nicht nur der unterstellten Wirkungen, sondern auch der sich zeigenden positiven Nebenwirkungen insbesondere auch mit empirisch-rekonstruktiven Methoden empfohlen. Dies könnte neben noch unerkannten Risiken auch unvermutete Potenziale der Nutzung von Portfolios ans Licht bringen. Darauf will der Beitrag hinweisen.

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Veröffentlicht

2022-09-29

Zitationsvorschlag

Häcker, T. (2022). Qualitätsentwicklung von und durch Portfolioarbeit: Oder: Wenn man nicht findet, was man sucht, und nicht sucht, was man finden könnte. DiMawe – Die Materialwerkstatt, 4(3), 103–116. https://doi.org/10.11576/dimawe-5487

Ausgabe

Rubrik

Zum Nachdenken. Reflexion über Portfolioarbeit in der universitären Lehrer*innenbildung